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lunes, 30 de diciembre de 2019

HITLER COMO OBSESIÓN Y LA CULTUREA DE LA MEMORIA. LIVING IN THE PAST

Wie erinnern wir an den Holocaust?

„Ich wünschte, wir wären anderen gegenüber so gnädig wie gegenüber den Deutschen“: Ein Gespräch mit dem israelischen Schriftsteller Yishai Sarid über Lehren aus dem Holocaust.
8 Min.
Herr Sarid, wir sprechen in einem Hotelcafé in der Nähe der Ignatz-Bubis-Brücke in Frankfurt. Der Name des einstigen Zentralratsvorsitzenden der Juden in Deutschland ist mit einer Debatte der neunziger Jahre verbunden, in der die deutsche Kultur des Erinnerns an den Holocaust als belastend in Frage gestellt wurde. Bubis trat dem mit Schärfe entgegen. Ihr Buch „Monster“ lädt deutsche Leser zu einem Perspektivwechsel ein: Es zeigt, wie die Erinnerung an die Verbrechen des Nationalsozialismus auf Israelis heute lastet. Geschrieben ist es aus der Perspektive eines Historikers, der Besucher durch Auschwitz und andere ehemalige Konzentrationslager führt und von dieser Aufgabe, dem „Erinnerungsmonster“ fast aufgefressen wird.
Ursula Scheer
Redakteurin im Feuilleton.
Wissen Sie, wir Israelis müssen uns nicht darum sorgen, dass wir den Holocaust vergessen könnten. Er ist in unsere Seelen eingegraben, persönlich wie kollektiv. Das kann sich in alltäglichen Kleinigkeiten zeigen: Es ist undenkbar, seine Kinder auf eine Reise zu schicken, ohne ihnen genug zu essen mitzugeben. Niemand würde sagen, dass es wegen des Holocausts so wäre. Aber er prägt unser Verhalten. Das Trauma der Hilflosigkeit ist der wirkmächtigste Faktor unserer Identität, leider.
Gab es einen bestimmten Auslöser dafür, dass Sie sich diesem Thema literarisch gestellt haben?
Die Frage für einen israelischen Schriftsteller ist eher: Wie kann ich nicht darüber schreiben? Ich habe viel historiographische Literatur über den Holocaust gelesen, Biographien von Überlebenden und weiteres mehr. Ich wollte die Details kennenlernen, die Namen der Verbrecher, ihr Vorgehen – und verstehen, wie ein solches Verbrechen möglich werden konnte.
Das war schon so, noch bevor Sie das Buch schreiben wollten?
Ja, zunächst aus persönlichem Interesse. Und dann hörte ich auf damit, weil ich merkte: Es wird zu viel für mich, das ist nicht mehr gesund. Ich war fasziniert vom Monströsen. Aber damit bin ich nicht allein: Jedes Jahr erscheinen überall auf der Welt neue Biographien über die Mächtigen der NS-Diktatur, Hitler und andere, und manche werden große Bestseller. Menschen sind fasziniert von Monstern.
Sie ließen das Thema danach wieder fallen?
Aber es ließ mich nicht los. Als ich an einem Holocaust-Gedenktag einen Vortrag vor dem Personal einer psychiatrischen Einrichtung in der Nähe von Tel Aviv hielt, sagte mir einer der Ärzte, dass er meine Arbeit als Schriftsteller dafür schätze, dass sie das Gefühl der Heimatlosigkeit und des Unheimlichen vermittele. Das war das erste Mal, dass jemand diesen Zusammenhang für mich hergestellt hatte. Freud hat darüber geschrieben. Am Grunde unserer Gefühle ist da immer die Angst, hilflos zu sein, gedemütigt und auf offener Straße ermordet zu werden.
Wie wurde Ihre eigene Familie vom Holocaust getroffen?
Die Mutter meines Vaters kam in den dreißiger Jahren aus der Ukraine nach Palästina. Vor ein paar Jahren hat jemand die Briefe auf Jiddisch, die sie mit ihrer dort zurückgebliebenen Verwandtschaft ausgetauscht hatte, übersetzt, so dass ich sie lesen konnte. Mit dem Einmarsch der Deutschen endete die Korrespondenz. Die Familie wurde von Deutschen und ukrainischen Kollaborateuren in einem Wald erschossen. Diese Großmutter hat 1961 am Jahrestag dieses Massakers Suizid begangen. Ich habe sie nicht mehr kennengelernt. Meine andere Großmutter kam aus Lemberg 1935 nach Palästina, allein. Sie wurde Krankenschwester, heiratete einen Arzt. Sie funktionierte sehr gut, aber sie war eine traurige Frau. Wir wissen nicht genau, wo und wie ihre Familie ermordet wurde. Ich vermute, es war im Vernichtungslager Belzec.

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